Chronik


Weltmeisterschaftsfinalläufe, legendäre Osterrennen mit mehr als 20000 Zuschauern im Pockinger Rottalstadion, umjubelte Auftritte weltbekannter Sandbahn- und Speedwayfahrer, der Einsatz zahlreicher engagierter Funktionäre und freiwilliger Helfer, aber auch gerichtliche Auseinandersetzungen – der Motorsportclub (MSC) Pocking blickt auf eine wechselvolle und zugleich ruhmreiche Geschichte zurück – eine mittlerweile 60-jährige Geschichte. Denn eben diesen 60. Geburtstag feiert der MSC nun.
Die Anfänge indes waren nicht leicht – und der erste Versuch, einen Motorsportclub zu etablieren, scheiterte dann auch. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war es, als mit der Hilfe von Freiwilligen und Arbeitslosen eine Rennbahn in die gemeindliche Kiesgrube gebaut wurde. In dieser Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg hatte nicht nur jeder seine eigenen Probleme, es war auch äußerst schwer – unter anderem wegen der herrschenden Treibstoffknappheit –, Genehmigungen für Motorsportveranstaltungen zu bekommen. Die Zeit war noch nicht reif. Und so löste sich der „bisherige Motorsportclub“ letztendlich wieder auf.

Nach längeren Bestrebungen war es dann aber am 13. März 1962 endlich so weit. Etwa 30 Gründungsmitglieder trafen sich im Café Riermeier zur Neugründung eines Motorsportclubs. Xaver Ziegler, der sich um den örtlichen Motorsport bereits einige Verdienste erworben hatte, begrüßte die Anwesenden und betonte, es gehe nun darum, den Rennsport in Pocking und damit im Unteren Rottal wieder zu organisieren. Auch Bürgermeister Schönbauer erklärte dazu, dass es ein besonderes Anliegen der Gemeinde sei, wieder einen eigenen Motorsportclub zur Durchführung von Rennveranstaltungen zu bekommen. Das geht aus den Vereinsannalen hervor. Hans Riermeier ergänzte die Ausführungen dahingehend, dass der neu zu gründende Club einem Dachverband angehören müsse, wenn überhaupt an die Durchführung von Sandbahnrennen gedacht sei.
Die Gründungsmitglieder entschieden sich einstimmig für den Anschluss an den DMV. Der Monatsbeitrag wurde auf eine Mark festgelegt. Und nach Verlesung der Mustersatzung wurde der Vorstand gewählt. Zum ersten Vorsitzenden wurde Hans Riermeier gewählt. August Huber, Hans Epple, Willi Wenig und Josef Neulinger vervollständigten die Vorstandschaft.

Xaver Ziegler ist es in der Hauptsache zu verdanken, dass bereits wenige Monate später, am 16. Juni 1962, wieder ein Sandbahnrennen im Rottalstadion ausgetragen werden konnte. „Der junge MSC Pocking bestand die erste Bewährungsprobe“, so titelte die Passauer Neue Presse in ihrer Montagsausgabe. 10000 begeisterte Zuschauer erlebten einen überlegenen Sieg von Alfred Aberl.
Zuschauerzahlen in dieser Größenordnung und noch höher waren die nächsten Jahre bei Veranstaltungen des MSC Pocking üblich, wobei man festhalten muss, dass sich dort auch jährlich die Weltelite der Bahnfahrer ein Stelldichein gab. Namen wie Hofmeister, Seidl, Briggs, Ödegard, Poschenrieder, Don Godden, aber auch die Elite der Seitenwagenfahrer, waren Dauergäste im Rottalstadion.
Im März 1967 wurde Georg Traunspurger zum neuen Vorsitzenden gewählt. Wenige Tage später, am Ostersonntag, erlebte das Rottalstadion mit 22000 Besuchern einen neuen Zuschauerrekord. Ähnliche Zuschauerzahlen waren in den nächsten Jahren keine Ausnahme, doch Georg Traunspurger erkannte bereits frühzeitig, dass der MSC eine Speedwaybahn benötigt, um auch Weltmeisterschaftsläufe durchführen zu können. Die damalige Sandbahn mit einer Länge von 760 Metern war für Prädikatsläufe nicht zugelassen. Große Unterstützung erhielt er dabei von Bürgermeister Franz Krah und Landrat Baptist Kitzlinger.

Nur wenige Tage nach dem Osterrennen 1974 wurde mit dem Umbau in eine Speedwaybahn begonnen. Am 30. März 1975, an einem Ostersonntag, war es so weit. Zum ersten Mal drehten die Speedway-Profis im Rottalstadion ihre Runden. Mit den Nationalmannschaften aus Polen, der UdSSR, Schweden und Deutschland wurde die Speedwayanlage sportlich eingeweiht. Zu dieser Zeit war es fast unmöglich, die Nationalteams der Ostblockstaaten auf westlichen Bahnen an den Start zu bekommen, aber Georg Traunspurgers gute Beziehungen zu den entscheidenden Stellen ermöglichte vieles, so auch hochrangige Weltmeisterschaftsläufe nach Pocking zu bringen. In den nächsten Jahren ging der MSC Pocking auch mit einer eigenen Mannschaft in der Speedway-Bundesliga an den Start. Eine weitere Aufwertung des Rottalstadions wurde durch den Einbau einer fernsehtauglichen Flutlichtanlage zwischen 1994/95 erzielt.

Mit der Osterveranstaltung kehrte der MSC Pocking 2016 wieder in den traditionellen Rennbetrieb zurück.


HÖHEPUNKTE
1977: WM-Semifinale der Paare
1978: Halbfinale zur Einzelweltmeisterschaft
1979: Kontinentalfinale
1980 und 1982: Junioren Europafinale
1983: Kontinental-Halbfinale
1984: Kontinentalfinale der Mannschaften
1986: Best-Pair WM-Finale
1993: Letztes Einzel-Weltfinale
1996 und 1998: Grand Prix
2009: Speedway Grand Prix Qualifikationslauf